Wertermittlungsmethoden bei Unternehmenstransaktionen
19.11.2024 – Frankfurt/Main – Wertermittlungsmethoden bei Unternehmenstransaktionen
Ein Unternehmen ist letztlich so viel wert, wie ein potenzieller Käufer bereit ist zu zahlen. Diese einfache Wahrheit stellt viele herkömmliche Annahmen von Verkäufern und Käufern auf den Prüfstand und bildet den Ausgangspunkt für die Entwicklung robuster Verhandlungsstrategien, unterstützt durch diverse Bewertungsmethoden. Diese Methoden haben sich zudem im Laufe der Zeit signifikant weiterentwickelt.
Das Ertragswertverfahren
Lange Zeit galt das Ertragswertverfahren, das durch die Norm IDW S1 des Instituts der Wirtschaftsprüfer standardisiert ist, als Goldstandard in der Unternehmensbewertung. Dieses Verfahren, das auch in gerichtlichen Streitigkeiten Anerkennung findet, basiert auf der Diskontierung zukünftig erwarteter Unternehmensgewinne zum aktuellen Verkaufsstichtag. Dieses Konzept wird oft als „ewige Rente“ bezeichnet, da es von einer unendlichen Lebensdauer des Unternehmens ausgeht.
Die Formel für den Ertragswert sieht vor, die prognostizierten jährlichen Gewinne durch einen Kapitalisierungszinssatz zu teilen. Beispielsweise würde ein zukünftiger jährlicher Gewinn von 400.000 Euro bei einem Kapitalisierungszinssatz von 5% zu einem Ertragswert von 8 Millionen Euro führen. Ein niedrigerer Zinssatz führt dabei zu einem höheren Ertragswert, was in Zeiten niedriger Zinsen zu unrealistisch hohen Unternehmenswerten führen kann. Mit steigenden Zinsen könnte jedoch das Ertragswertverfahren an Relevanz gewinnen. Risiko- und Inflationsabschläge können den berechneten Wert ebenfalls beeinflussen.
Das Multiple-Verfahren
Aufgrund der Unsicherheiten des Ertragswertverfahrens und der niedrigen Zinsen hat sich das Multiple-Verfahren als Alternative etabliert. Es basiert nicht auf einer betriebswirtschaftlichen Bewertung, sondern versucht, aus vergangenen Transaktionen innerhalb einer Branche einen Bewertungsansatz abzuleiten. Das Verfahren nutzt dazu Multiplikatoren, die auf EBIT (Earnings before Interest and Taxes) oder EBITDA (Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) angewendet werden.
Ein typisches Beispiel könnte ein EBIT von 250.000 Euro sein, das mit einem Branchenmultiplikator von 4 multipliziert wird, um zu einem Unternehmenswert von 1.000.000 Euro zu gelangen. Die Auswahl des richtigen Multiplikators ist dabei entscheidend und basiert auf Markterfahrungswerten. Beispielsweise variiert der durchschnittliche Multiplikator für Medienunternehmen je nach Digitalisierungsgrad und weiteren u.a. auch qualitativen Faktoren erheblich.
Marktwahrnehmungen und Fehleinschätzungen
In der Praxis der Unternehmensberatung werden oft hohe Multiples bei Startup-Verkäufen oder außergewöhnlichen Projekten zitiert, was jedoch die Ausnahme darstellt. Auch die Annahme, dass große Konzerne bereit sind, höhere Preise zu zahlen, entspricht oft nicht der Realität, da diese eine strenge Bewertung des Rückflusses des investierten Kapitals vornehmen.
Optimale Vorbereitung auf den Verkauf
Der effektivste Ansatz zur Maximierung des Unternehmenswertes bei einem Verkauf ist eine langfristige Vorbereitung, idealerweise zwei bis drei Jahre im Voraus. Dies ermöglicht es, das Unternehmen genau zu bewerten, Schwachstellen zu adressieren und Kompetenzen weiter auszubauen, was letztlich zu einem höheren Verkaufspreis führt.
Durch den Vergleich des Ertragswerts- und Multiple-Verfahrens sowie die Berücksichtigung der aktuellen Marktdynamik und Finanzierungskonditionen bietet dieser Ansatz eine realistische Grundlage für die Bewertung und den erfolgreichen Verkauf eines Unternehmens.
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